Klassischer Wintergarten
Gartenstunde Terrasse & Co. Geschichte und Entwicklung der Wintergärten

Geschichte und Entwicklung der Wintergärten

von Redaktion
6 Minuten Dauer

Wintergärten sind heutzutage eine oft gesehene und beliebte Erscheinung in den Gärten vieler Siedlungsgebiete. Die charmanten Glashäuser werden wegen ihres freundlichen Wohnambientes ebenso geschätzt wie auch aufgrund der Tatsache, dass man jahreszeiten- und wetterunabhängig „gefühlt“ wie im Freien sitzen kann, da die Glasfassaden und das Glasdach sehr viel Tageslicht hereinströmen lassen und einen großzügigen Blick in den Garten ermöglichen.

Doch sind diese Zimmer keine Erfindung der heutigen Zeit; vielmehr reicht ihre Geschichte weit zurück, mehrere hundert Jahre sogar. Im Verlauf erlebten die Bauten einen regelrechten Siegeszug und sind ein „Must have“ vieler Bauherren. Doch wo liegen eigentlich die Wurzeln?

Die Geschichte des Wintergartens

Interessanterweise gibt es erste Vorläufer des Wintergartens bereits in der Antike, also vor mehr als 2.000 Jahren: Nachweislich wurden zu dieser Zeit gläserne Bauten errichtet, die vorrangig dem Zweck dienten, Pflanzen und Früchte aus den „Überseegebieten“ (meint: aus Afrika) zu kultivieren. Es handelte sich vor allem um tropische Gewächse, die durch die kalten Temperaturen der Wintermonate, wie sie in Europa herrschen, Schaden genommen hätten, da sie frostempfindlich sind. In den gläsernen Gewächshäusern hingegen lag eine gleichmäßig milde Temperatur vor, die es diesen Pflanzen ermöglichte, zu überwintern.

18. Jahrhundert: die Orangerien als prunkvoller Vorläufer

Der heute verbreitete Wintergarten hatte seine Geburtsstunde in England. Vor allem im sogenannten Viktorianischen Zeitalter wurden Orangerien immer beliebter und verbreiteten sich in atemberaubender Geschwindigkeit über viele Landstriche – allerdings waren sie zunächst nur für die wohlhabende Bevölkerung erschwinglich, da es sich um äußerst luxuriöse Bauten handelte. Der in diesem Stil errichtete Bau trägt auch die Bezeichnung „Viktorianischer Wintergarten.“

Genau betrachtet sind Orangerien Gebäude für eine Ansammlung exotischer, nicht winterharter Pflanzen, die im 17. und 18. Jahrhundert rasch an Popularität gewannen. In erster Linie war es der Adel, der sich den Unterhalt der Orangerien leisten konnte; häufig findet man sie als Bestandteil barocker Schloss- und Gartenanlagen. Zwei Beispiele: Der bekannte Dresdner Zwinger entwickelte sich ursprünglich aus einer Orangerie. Auch die Orangerie von Schloss Schönbrunn in Wien zieht bis zum heutigen Tag viele Besucher und Touristen an.

Sehr beliebt waren und sind in Orangerien Zitrusgewächse, etwa Orangen- und Zitronenbäume aufgrund ihres aromatischen Duftes und der Tatsache, dass sie immergrün sind und gleichzeitig Blüten aber auch Früchte tragen. Zudem gelten sie als Symbol des ewigen Lebens.

Im 18. Jahrhundert dienten die Orangerien den Fürsten vor allem als Zierde- und Repräsentationsobjekte: Mit zahlreichen exotischen, teuren und von weither exportierten Gewächsen stellte man seine monetäre Stellung zur Schau.

So kann man auch den Begriff „Wintergarten“ herleiten: Ein mit Glaswänden begrenzter Garten für empfindliche Pflanzen, der im Winter als Aufenthalts- und Rückzugsort für die entsprechende Flora, aber auch für Menschen gilt.

Die Gewächshäuser waren fester Bestandteil der Orangerien und wurden in der für diese Epoche typischen Architektur errichtet: Es handelte sich um Glas-Stahl-Konstruktionen, die reich geschmückt waren, teilweise mit Triumphbögen. Ein wesentliches Merkmal waren auch bis an den Boden reichende Fenster und eine (halb-)runde Bauform, passend zur geschwungenen Garten- und Schlossanlage. Im Winter wurden alle tropischen Pflanzen dorthin verbracht; dies war möglich, da die Zitrusgewächse, Ananas, Feigen etc. in Kübeln kultiviert waren und damit transportabel waren.

Jedoch erfüllten Orangerien nicht nur gärtnerische Zwecke, sondern dienten auch der Muse und als angemessene Kulisse für höfische Veranstaltungen: Gemäldeausstellungen gab es dort ebenso wie Bankette und Konzerte. Aus den Orangerien entwickelten sich im 19. Jahrhundert die Palmenhäuser, da die Zucht von Orangen und Zitronen aus der Mode kam. Bis heute sind Orangerien und Palmenhäuser ein charakteristischer Bestandteil von Botanischen Gärten.

19. Jahrhundert: Wintergärten kommen in Mode

Wie schon die beschriebenen fürstlichen Bankette und Empfänge andeuteten, waren verglaste Gewächshäuser ein beliebter Ort, um sich in angenehmer Atmosphäre aufzuhalten und miteinander zu kommunizieren. Seit jeher wurde die Anwesenheit verschiedener Pflanzen und das Klima, das dadurch entstand, als beruhigend und gleichermaßen belebend empfunden. Gewächshäuser waren mittlerweile nicht mehr nur reiner Ausstellungsort für unterschiedliche exotische Gewächse, sondern wurden mit Mobiliar in Form von Tischen, Stühlen und Bänken ausgestattet, das es den Menschen gestattete, sich dort über längere Zeit in einem gemütlichen Ambiente aufzuhalten. Auf diese Weise entstand ein völlig neuartiges Wohn- und auch Lebensgefühl.

Ende des 19. Jahrhundert verbreiteten sich Wintergärten bei der wohlhabenden bürgerlichen Schicht, etwa bei Kaufleuten und Industriellen – ein verglastes Gewächshaus war nun nicht mehr ein ausschließliches Privileg des Adels. Sowohl an vornehme Bürgerhäuser als auch an Pensionen wurden nun immer mehr solche Vorrichtungen nachträglich angebaut. Vorherrschend war der klassische Baustil als Rückbesinnung und Hommage an die gute alte Zeit; diese Architekturform der Wintergärten war bis in die 1930er Jahr in Deutschland überaus beliebt.

20. und 21. Jahrhundert: neue Architekturformen und ökologisches Bewusstsein

In den 1970er-Jahren gab es einen Einschnitt in den damals verbreiteten Baustil der Wintergärten. Bedingt war dieser u.a. durch die Ölkrisen in den Jahren 1973 und 1979/80. Nach und nach wurde der Bevölkerung deutlich, dass die Ressourcen unseres Planeten endlich sind und mit ihnen schonend umgegangen werden muss. Allmählich entwickelte sich ein Bewusstsein für Ökologie und Nachhaltigkeit.

Auch die Architektur und Konzeption von Wintergärten wurde durch diese neue Denkweise beeinflusst. Das Sonnenlicht wurde als effiziente Energiequelle erkannt und es begannen neue Experimentierformen mit dem Rohstoff Glas. Nun ging es plötzlich darum, sich den bekannten Glashauseffekt zu Nutze zu machen, vor allem in den Übergangsmonaten von Frühjahr und Herbst. Ziel war es, Energie und damit Kosten einzusparen.

Gerade auch ab den 2000er-Jahren und im weiteren Verlauf kam das Energiebewusstsein bei Gebäuden zum Tragen. Häuser und Anbauten sollen möglichst gut gedämmt sein und wenig Wärme an die Umgebung abgeben, denn so wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch der eigene Geldbeutel. Gewissermaßen im Handumdrehen wurden entsprechende Energiesparverordnungen von der Politik geschaffen,.

So ist es bei den meisten Wintergärten von heute oberste Priorität, dass sie über ausgezeichnete Dämmeigenschaften verfügen. Das gilt insbesondere für Wohnwintergärten, die im Laufe der Zeit immer populärer wurden. Im Gegensatz zu Kaltwintergärten sind sie durch ein eingebautes Heizungssystem ganzjährig nutzbar und stellen somit eine echte Erweiterung des Wohnraums dar. Heute produzierte, hochwertige Wohnwintergärten sind im Unterhalt (v.a. Heizkosten) in der Regel nicht kostspieliger als ein normaler Raum mit Ziegel- oder Holzwänden. Über das gesamte Jahr gerechnet können die finanziellen Ausgaben bei geschicktem Vorgehen sogar unter denen für einen gleich großen Standardraum liegen, da Wintergärten im Sommer gar nicht geheizt und in den Übergangsmonaten Oktober, November, März und April nur leicht überschlagen werden müssen. Lediglich im Winter muss die Heizung höher aufgedreht werden, wenn ein angenehmes Wohnklima geschaffen werden soll.

Heutige Formen von Wintergärten

Wintergarten mit Glasdach

Wintergarten mit Glasdach

In puncto Aussehen, Design, Größe und Material gibt es heute sehr vielfältige Formen. Eine riesige Palette steht zur Auswahl: halbrunde, rechteckige, quadratische oder L-förmige Grundformen, Trägerkonstruktionen aus Holz, Aluminium, Kunststoff oder aber Holz-Aluminium oder Holz-Stahl, farbiger Anstrich bzw. Lackierungen, kleinere Bautenh mit einer Wohnfläche von etwa acht Quadratmetern bis hin zu großen Anbauten mit 30 Quadratmetern und mehr. Entsprechend liegt auch die Preisspanne sehr weit auseinander. Nicht zu vergessen ist die hohe Anzahl an Herstellern, die jeweils eine ganz eigene Konzeption vorlegen. Man hat also die Qual der Wahl und sollte sich in aller Ruhe erst einmal einen Überblick über alle möglichen Optionen verschaffen, ehe konkret an den Kauf eines Wintergartens gedacht wird.

Klarer wird die Abtrennung der möglichen Formen und Typen, wenn man sie unter dem wärmetechnischen Gesichtspunkt betrachtet. Bei diesem Aspekt sollten Sie auch zuerst ansetzen, wenn Sie mit der Anschaffung liebäugeln, und sich darüber im Klaren werden, welches Wohnkonzept in Ihrem eigenen Wintergarten realisiert werden soll. Für welchen Typ Wintergarten Sie sich entscheiden, hängt letztlich von Ihren individuellen Ansprüchen und Vorstellungen ab.

Unterschieden werden im energetischen Bereich grundsätzlich drei verschiedene Typen von Wintergärten:

  • Kaltwintergarten: Er dient in erster Linie als Überwinterungsort für frostempfindliche Pflanzen. Dieser Bau wird nicht beheizt, aber frostfrei gehalten. Die maximale Temperatur sollte im Winter 12 Grad Celsius nicht übersteigen. Aus diesem Grund ist er in den strengen Wintermonaten als Wohnraum nicht bzw. nur sehr eingeschränkt nutzbar.
  • Mittelwarmer Wintergarten: Hier handelt es sich im Prinzip um eine kühle Version, die in der kalten Jahreszeit jedoch im Gegensatz zum Kaltwintergarten auf eine Temperatur zwischen 12 und 19 Grad beheizt bzw. überschlagen wird. Bei den wärmedämmenden Eigenschaften gelten weniger strenge Vorschriften bezüglich des Daches, der Bodenplatte und der Verglasung der Seitenelemente als beim Wohnwintergarten.
  • Warmer Wintergarten/Wohnwintergarten: Da diese Variante ganzjährig zum Wohnen genutzt werden kann, wird er auch als Wohnwintergarten bezeichnet. Das ganze Jahr über herrscht dort ein angenehmes Wohnklima (durchschnittlich 20 Grad Celsius oder mehr) und dementsprechend gelten bei der Energiesparverordnung auch strengere Vorgaben, die beim Bau berücksichtigt werden müssen.

Abschließend ist noch einmal zu betonen, dass die heute verbreiteten, modernen Wintergärten (egal ob als Anbau an ein bestehendes Gebäude oder freistehend im Garten) nicht mit Gewächshäusern verwechselt werden dürfen, hier gibt es klar Abgrenzungen. Beispielsweise liegen bei Gewächshäusern keine Vorschriften zur Isolation und Wärmedämmung vor. Nicht alle Pflanzen vertragen das für uns notwendige Wohnklima und die Temperaturschwankungen, die im Laufe des Jahres entstehen, sondern brauchen zum Beispiel eine deutlich höhere Luftfeuchtigkeit, die man im normalen Wintergarten zu vermeiden versucht, um der Entstehung und Kondenswasser und somit auch einer möglichen Schimmelbildung vorzubeugen. Trotzdem gibt es viele Pflanzen, die für das Klima des herkömmlichen Wintergartens gut geeignet sind, dazu zählen u.a. Zitrusgewächse, Kamelien und Euphorbien. Wer möchte, kann auch ohne weiteres Gemüse im Topf anbauen.

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