Kein Regen in Sicht. Dürre. Hitze. Das freut einige Menschen, für Hobbygärtner ist das aber ein Graus. Denn ihre Pflanzen vertrocknen. Sie brauchen Wasser. Also rücken alle mit Schlauch und Gießkanne an und geben Bäumen, Sträuchern, Blumen, Obst und Gemüse, Kräutern und Rasen ordentlich Wasser. Das machen Sie vermutlich auch. Aber sind Sie sicher, dass Sie Ihren Garten richtig wässern?
Leider gibt es viele Weisheiten über das Wässern von Pflanzen, die nicht wirklich zutreffen. So soll man im Sommer alle zwei Tage gießen oder am besten abends. Doch beides stimmt nicht. Selbstverständlich kann man es so machen. Aber es ist eben nicht optimal. Wie also funktioniert das richtige Gießen?
Wichtig: Dieser Artikel behandelt das Gießen von Beeten. Bei Kübelpflanzen treffen viele Details nicht zu. Diese müssen Sie häufiger wässern!
Inhalt
Wann ist die beste Zeit?
Es klingt für Sie vermutlich einleuchtend: Tagsüber in der prallen Sonne ist kein guter Moment, um den Garten zu wässern. Im Frühjahr oder Herbst zu Trockenperioden ist das allerdings durchaus möglich, solange die Sonne nicht zu stark scheint. Im Sommer hingegen ist tagsüber eine denkbar schlechte Zeit.
Viele glauben, im Sommer sei abends, kurz vor Sonnenuntergang die ideale Zeit. Dem stehen aber mehrere Punkte entgegen:
- Der Boden ist noch sehr stark erwärmt, sodass Wasser schneller verdunstet.
- Es bilden sich schneller Pilze durch die warme, feuchte Erde.
- Schnecken und andere Schädlinge sind nachtaktiv und lieben feuchten Boden.
Morgens gießen!
Sie sehen, das sind durchaus wichtige Gründe, eine andere Zeit zu wählen. Doch welche? Der beste Zeitpunkt zum Gießen im Garten ist am frühen Morgen!
Woran liegt das? Am frühen Morgen ist der Boden auch im Sommer noch etwas feucht vom nächtlichen Tau. Das erleichtert dem Wasser das Eindringen in die oberste Bodenschicht. Bis die Sonne Boden und Luft richtig erwärmt, dauert es zudem auch im Sommer meistens noch etwas. In dieser Zeit kann das Wasser einsickern und steht den Pflanzen zur Verfügung. Diese können die Feuchtigkeit besser aufnehmen und sich für die nächsten Tage rüsten.
Wann ist die beste Uhrzeit?
Durch die kurzen Nächte steht die Sonne häufig morgens um 7 Uhr schon relativ hoch. Die beste Zeit: So früh wie möglich, idealerweise vor 8 Uhr, möglichst knapp nach Sonnenaufgang. Wenn Sie richtig früh auf sind, denken Sie aber daran, dass ein Gartenschlauch Geräusche machen kann. Behalten Sie die lokalen Ruhezeiten im Hinterkopf. Ab 7 Uhr sollte Gartenarbeit überall erlaubt sein.
Regentonne oder Leitungswasser?
Pflanzen benötigen in erster Linie Wasser. In vielen Fällen werden Sie Leitungswasser oder Ihren Gartenbrunnen anzapfen. Das ist in Ordnung, aber nicht optimal. Besser ist es, abgestandenes Regenwasser zu nutzen. Das hat mehrere Gründe:
- Das Regenwasser ist in der Regel sehr weich und bekommt den Pflanzen sehr gut. In vielen Regionen ist Leitungswasser zu hart.
- Das Wasser hat bereits eine angenehme Temperatur. Das Wasser aus Boden oder Leitung ist deutlich kühler. Einige Pflanzen mögen das nicht unbedingt.
- Sie sparen Geld. Sofern Sie eine Regentonne haben, sollten Sie diese kostenlose Wasserquelle nutzen. Das funktioniert natürlich nur, wenn genug Wasser vorhanden ist.
Wie und wie viel gießen?
Bleibt ein wichtiger Punkt: Wie wässern Sie Ihre Pflanzen? Viele halten einfach drauf. Das ist gefährlich für die Pflanzen. Denn die Wassertropfen auf Blüten und Blättern wirken wie ein Brennglas. Scheint die Sonne direkt drauf, können Verbrennungen am Grün entstehen. Die Pflanze ist geschädigt und kann verkümmern.
Idealerweise gießen Sie mit einem Regenwasserstrahl oder Gießkannenaufsatz direkt neben die Pflanze. Halten Sie einige Sekunden die Stelle, sodass viel Wasser um die Pflanze herum steht. Dieses versickert dann recht schnell in den – hoffentlich – lockeren Boden.
Wiederholen Sie das je nach Pflanze mehrmals. Das ist die effektivste Möglichkeit, das lebenswichtige Nass in den Boden zu bringen. Und zwar dahin, wo die Wurzeln es suchen.
Die richtige Menge
Bei der Menge kommt es auf die Pflanze an. Es gibt welche, die kommen mit wenig Feuchtigkeit aus, es gibt welche, die benötigen mehr Wasser. Gemüse wie Tomaten oder Kartoffeln sowie Bäume benötigen meistens deutlich mehr Wasser, als Sie denken. Halten Sie drauf! Aber beachten Sie, dass Staunässe entstehen kann. Das wiederum greift Wurzeln an und viele Pflanzen lieben das gar nicht. Sie können eingehen.
Wie häufig wässern?
Pflanzen können sich an zu viel Wassergabe gewöhnen! Gießen Sie auch in trockenen und heißen Sommern nur ein bis zweimal in der Woche. Die meisten Pflanzen halten das aus. Sie bilden sogar dichtere und tiefere Wurzeln aus, um selbst nach Wasser zu „graben“.
Aber auch hier gilt: Einige Gewächse müssen eventuell häufiger gegossen werden. Andere kommen sogar mit größeren Abständen aus. Und dann gibt es ja noch Regengüssen. Planen Sie all diese Dinge ein.
Bleiben Sie flexibel und passen Sie das Gießen den Bedürfnissen an.
Stimmt das? Einmal hacken ersetzt dreimal das Gießen!
Das Gießen ist stark von der Bodenbeschaffenheit abhängig. In den letzten Jahren war es in vielen Regionen deutlich zu trocken. Daher gibt es einen erhöhten Wasserbedarf im Garten. Selbst der untere Bodenbereich ist sonst schnell knochentrocken.
Es gibt drei Dinge, die bei anhaltender Trockenheit unterstützend wirken können:
- Pflanzen Sie Bodendecker. Diese schützen vor Verdunstung.
- Mulchen Sie leere Beetbereiche. Der Mulch reduziert ebenfalls das Austrocknen.
- Hacken Sie regelmäßig den Boden durch! Das ist der effektivste Schutz bei Trockenheit.
Der wichtigste Punkt ist das Hacken. Eine Gartenweisheit behauptet: Dreimal den Boden zu hacken, ersetzt einmal das Gießen. Ob das Verhältnis 3:1 stimmt, sei dahingestellt. Richtig ist aber, dass Hacken den Boden vor Verdunstung schützt.
Der Mechanismus lässt sich einfach erklären: Bei Trockenheit bildet der Boden kleine und große Risse. Diese reichen bei anhaltender Dürre bis in tiefe Bodenschichten hinab. Über diese Risse entzieht die Hitze dem Boden die Feuchtigkeit. Das Wasser verdunstet durch den Kapillareffekt.
Das Hacken durchbricht diesen Vorgang. Wenn Sie den Boden auf der oberen Schicht auflockern, zerstören Sie dabei die sichtbaren und nicht sichtbaren Risse. Die Erde setzt sich neu zusammen und überdeckt die bisherigen Risse. Dadurch bleibt die Feuchtigkeit im Boden.
Es stimmt also tatsächlich: Wer mehr hackt, muss weniger gießen!
Alternativen zu Gießkanne und Schlauch
Neben den klassischen Bewässerungsmethoden gibt es regelrechte Bewässerungssysteme. Im Prinzip ist es egal, wie Sie das Wasser in den Boden bringen. Wichtig ist nur, dass Ihre Pflanzen Feuchtigkeit bekommen. Aber einige Hilfen können das Bewässern vereinfachen.
Besonders beliebt sind Rasensprenger. Solche Geräte sind hilfreich, um große Flächen gut anzufeuchten. Allerdings sollten Sie diese unbedingt nur morgens einsetzen. Sonst gibt es den Brennglaseffekt. Außerdem haben Sie einen großen Streuverlust. Besser ist das gezielte Gießen direkt neben die Pflanze. Der Vorteil bei Bewässerungsanlagen ist aber: Sie können diese per Zeitschaltuhr oder App steuern. Das ist sehr bequem.
Das trifft auch auf den Tropfschlauch zu. Dabei handelt es sich um ein im Garten ausgelegtes Schlauchsystem, in dem kleine Löcher gestochen sind. Sie müssen nur noch die Wasserzufuhr starten und schon füllt sich der Schlauch. An den durchstochenen Stellen sickert dann Feuchtigkeit aus dem Mantel in den Boden. Diese Methode ist sehr effektiv, um Beete zu bewässern. Das stetige Tropfen begünstigt das Eindringen in den Boden. Die Vorarbeit diese Methode ist allerdings vergleichsweise aufwendig.
Gießen Sie richtig!
Es ist zu befürchten, dass der Klimawandel zu immer heißeren und trockeneren Sommern führt. Daher ist ein gutes Bewässerungskonzept wichtig. Was im kleinen Hausgarten noch gut spontan klappt, ist bereits im Schrebergarten eine Herausforderung. Wenn Sie jedoch zur richtigen Zeit die richtige Menge Wasser an die Pflanzen bringen, werden Sie mit Ihren Garten viel Freude haben.