Schöner Biogarten
Gartenstunde Empfehlungen Der Traum vom Paradies: ein richtiger Biogarten

Der Traum vom Paradies: ein richtiger Biogarten

von Redaktion
8 Minuten Dauer

Üppige rosafarbene Wildrosen blühen mit leuchtend blauem Rittersporn um die Wette, knorrige alte Apfelbäume recken ihre überreich von Früchten bedeckten Äste in den strahlenden Himmel. Schmetterlinge tanzen über Wildblumenwiesen und über allem liegt das laute und lebhafte Gezwitscher der Vögel …

Jetzt heißt es, tief einatmen, der Alltagsstress fällt ab, Schultern entspannen sich und tief aufatmend genießt der Hobbygärtner diesen wunderbaren Duft der reifen Erde. Die Augen wandern durch kleines Paradies, finden immer wieder etwas Neues, an dem zu erfreuen sich lohnt und die bloßen Füße genießen das Kitzeln der sonnenwarmen Wildblumenwiese. Das muss kein Traum bleiben – wie wäre es mit einem Biogarten?

Biogarten: im Einklang mit der Natur

Im Biogarten lebt man im Einklang mit der Natur. Als Gärtner versteht man sich als Bewahrer des ökologischen Gleichgewichts. Das heißt – auf chemische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger wird verzichtet. Stattdessen greift man auf altüberliefertes Wissen zurück und schafft auf seinem Fleckchen Erde ein Öko-Gleichgewicht, in dem sich die Pflanzen praktisch selbst gesund erhalten und jede Pflanze und jedes Tier eine wichtige Funktion zur Stabilisierung des Ganzen übernimmt.

Dies klingt ein wenig kompliziert, und am Anfang ist es auch nicht ganz so einfach, wenn Sie ein rechteckiges Rasenstück mit gepflegten Beeten in eine wilde Naturoase verwandeln möchten. Es kann schon sein, dass Sie zu Beginn öfters eingreifen müssen und auch Misserfolge erleben. Schließlich dauert es seine Zeit, bis ein ökologisches Gleichgewicht sich eingependelt hat.

Aber das Ergebnis lohnt den Aufwand. Wer zum Beispiel im ersten Jahr auf Mittel wie Schneckenkorn verzichtet, könnte mehr Schnecken als Salat ernten. Im nächsten Jahr aber hat die Natur das erkannt und sendet Vögel, die den Garten als reichgedeckten Tisch ansehen und das Schneckenproblem lösen. Etwas Schädlingstoleranz benötigen Sie in einem Biogarten aber dennoch. Keine Frage. Nur stellt sich ein Gleichgewicht ein, dass natürliches Gärtnern ermöglicht und selbst Krankheiten und Schädlinge eindämmt.

Vorteile des Biogartens

  1. Gesundes und wohlschmeckendes Obst und Gemüse: Obst und Gemüsesorten werden nur mit Kompost und Pflanzenjauchen gedüngt, auf chemische Spritzmittel wird verzichtet.
  2. Wenig Arbeit: Beete werden gemulcht, sodass Gießen und Unkrautjäten entfallen. So haben Sie erfreulich viel Zeit, die Seele baumeln zu lassen. Liegen Sie in Ihrer Hängematte oder auf einem Gartenstuhl und beobachten Sie, wie Ihre Nachbarn eifrig mit Jäten, Gießen, Rasenmähen usw. beschäftigt sind.
  3. Leben mit der Natur: Gärtnern sollte entspannen, eine Bereicherung des Lebens sein und zu den natürlichen Wurzeln zurückführen. Sie werden erleben, um wie vieles entspannender ein Leben in einem Biogarten ist. Die Wildblumenwiese sieht z. B. immer gut aus – gemäht oder nicht – und überrascht zu jeder Jahreszeit aufs Neue mit immer wieder anderen Farbkompositionen. Blätter von Laubbäumen lassen Sie im Herbst einfach liegen, sie bilden bunte Farbtupfer und fördern das Bodenleben. In einem ordentlichen Ziergarten dagegen verbringt man einen Großteil der Zeit damit, unerwünschte Pflanzen zu bekämpfen und der Natur eine eigene Vorstellung von Ordnung aufzuzwingen.

Der Weg zum Biogarten

Wie in jedem Garten ist die Grundlage allen Wachsens und Gedeihens der Boden. Und für einen Biogarten, in dem Sie auf Kunstdünger verzichten wollen, ist der Boden sogar die absolute Hauptsache. Ein fruchtbarer, lebender Boden regeneriert sich mit nur wenigen Pflegemaßnahmen praktisch von selbst!

Erhaltungsmaßnahmen für gesunden Boden

  1. Lassen Sie kein Fleckchen Erde unbedeckt. Ungeschützte Erde wird durch Sonneneinstrahlung und Regen ausgelaugt. Bedecken Sie freie Flächen mit Stroh, Kompost, Laub, Häckselgut etc. Auch mit Gründüngung oder der Aussaat von Einjährigen kann der Biogärtner den Boden vor Austrocknung und Nährstoffverlust schützen.
  2. Kompost – das schwarze Gold des Gärtners: ohne Kompost funktioniert der Bio-Garten nicht, denn er wird von den Mikroorganismen so umgewandelt, dass der die Pflanzen langfristig mit Nährstoffen versorgt, so dass auf weitere Düngergaben verzichtet werden kann.

Obstbäume

Zu einem Biogarten passen natürlich alle Arten von Obstbäumen: ein knorriger alter Apfelbaum ist ein wunderschöner Anblick und bringt zugleich reiche Ernte.

Gemüsegarten

Karotten aus dem Biogarten

Fruchtwechsel und Mischkultur sind die Zauberworte im Gemüsegarten. Der Fruchtwechsel verhindert die Auslaugung des Bodens, die Mischkultur trägt zur Gesunderhaltung der Pflanzen bei. Mein Gemüsegarten ist in 4 Beete aufgeteilt:

  • Beet 1 wird bereits im Herbst mit Pferdemist aufgewertet. Im Frühjahr setzen Sie dort zum Beispiel mittelfrühe Kartoffeln – die ganz frühen Sorten faulen zu leicht. Als Nachkultur pflanzen Sie Radicchio, danach folgt eine Gründüngung, die dem Boden wieder Nährstoffe zuführt.
  • Beet 2 beherbergt alle Kohlgewächse: Weißkohl, Rotkohl, Kohlrabi, Grünkohl und Rosenkohl sowie Wirsing.
  • In Beet 3 wachsen Zwiebeln, Karotten und Porree. Während die Zwiebeln das Wachstum der Möhren begünstigen, kann man das umgekehrt leider nicht sagen.
  • Beet 4 wiederum ist für Erbsen und ähnliche Pflanzen reserviert. Ein Teil der frischen Erbsen wird verwertet, den Rest können Sie einfrieren.

Im nächsten Jahr wandern die Kartoffeln auf Beet 4, alles andere rückt auch um ein Beet vor. (Kohl auf das ehemalige Kartoffelbeet, dann Zwiebeln und Möhren auf das Kohlbeet und Erbsen auf das ehemalige Möhrenbeet.)

Planen Sie außerdem noch ein festes Erdbeerbeet und ein Beet für Tomaten ein, die selbstverträglich sind und für mehrere Jahre an einem Ort bleiben können. Um auch den kleinsten Platz zu nutzen, können Sie in den Ecken der Beete Johannisbeer- und Stachelbeerhochstämmchen pflanzen und den Mittelweg mit Rosenbögen einfassen, an denen die Stangenbohnen wachsen.

Düngen mit den Kräften der Natur

Die Natur ist ein in sich geschlossener Kreislauf. Pflanzen wachsen heran, verwelken und werden im Boden von den Mikroorganismen so verarbeitet, dass sie für die anderen Pflanzen als Nährstoffe wieder verfügbar sind. Im Garten allerdings greift der Mensch ja ständig in diesen Kreislauf ein. Obst und Gemüse werden geerntet, Verwelktes abgeschnitten und ständig wird der Boden neu beansprucht, mehr zu produzieren. Dadurch entziehen wir ihm Nährstoffe, die wir ihm auf anderem Wege wieder zuführen müssen.

Im Biogarten wird auf mineralische Dünger (diese werden sofort von der Pflanze aufgenommen und es besteht die Gefahr der Überdüngung) verzichtet und stattdessen mit organischen Düngern gearbeitet. Diese bestehen ausschließlich aus tierischen und pflanzlichen Rohstoffen, die für die Pflanze nicht sofort verfügbar sind, sondern zuerst von den Bodenlebewesen bearbeitet und dann wohldosiert an die Wurzeln abgegeben werden. Zu diesen Düngern gehören Kompost, Stallmist, Jauchen, Hornmehl und -späne oder Knochenmehl.

Natürliche Schädlingsbekämpfung

Dieser Kreislauf funktioniert in einem intakten Öko-System auch bei der Schädlingsbekämpfung. Wenn sich Schädlinge einstellen, dann vermehren sich auch die Nützlinge, die ja jetzt optimale Lebensbedingungen vorfinden, und schon bald ist das Gleichgewicht wieder hergestellt.

Durch das Eingreifen des Menschen mit chemischen Mitteln werden zwar die Schädlinge abgetötet, aber auch Nützlinge werden reduziert, das heißt, die natürlichen Kräfte werden zerstört. Besser ist es also, durch gezielte Maßnahmen die Lebensbedingungen für die Nützlinge zu verbessern und dann der Natur seinen Lauf zu lassen. Dazu gehören zum Beispiel Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten im Garten – Trockenmauern, Wildhecken, Reisighaufen etc. Vor allem Wildblumen und auch Unkräuter sollten in einem Biogarten vorhanden sein, denn sie liefern Pollen und Nektar für Nützlinge. Auch Igel freuen sich über einen Unterschlupf und futtern als Danke allerlei Getier wie Schnecken weg.

Ist der Schädlingsbefall stark, kann man auch mit speziellen Jauchen versuchen, ihn zu bekämpfen. Ameisen lassen sich z.B. wunderbar mit einer Lavendeljauche vertreiben, Blattläuse hassen Wurmfarnjauche und die Möhrenfliege nimmt bei Kontakt mit einer Zwiebeljauche Reißaus.

Vier-Beete im Wechsel

1. Beet

  • Kartoffeln
  • Radicchio als Nachkultur und im Herbst Gründüngung für den Boden

2. Beet

  • Weiß-,
  • Rot-, Grünkohl, Wirsing,
  • Rosenkohl,
  • Kohlrabi

3. Beet

  • Zwiebeln
  • Karotten
  • Porree
  • einzelne Zwiebeln zwischen den Möhren

4. Beet

  • Erbsen
  • von der großen Ernte wird einiges eingefroren.

Der Weg zum perfekten Boden

Schritt I

Roden Sie die Oberfläche. Grassoden sollten abgestochen und kompostiert werden, ansonsten reicht es aus, die Erde oberflächlich aufzuharken.

Schritt II

Säen Sie eine Gründüngung aus. Das sind einjährige Samenmischungen (aus Lupine, Gelbsenf, Ölrettich, Phacelia etc), die schnell keimen, den Boden vollständig bedecken und mit ihrem tiefen, reichverzweigten Wurzelwerk tief verkrustete Böden regelrecht aufbrechen und lockern. Im Herbst wird die Gründüngung mit der Motorsense abgeschnitten. Der Schnitt bleibt auf dem Boden liegen und verrottet zu wertvollem Humus. Die hohlen Wurzelstränge locken Regenwürmer an, die nun ihrerseits den Boden weiterhin lockern, mit Humus anreichern und mit Leben erfüllen.

Schritt III

Im Herbst wird Kompost oder tierischer Dünger auf dem Boden verteilt.

TIPP

Fragen Sie bei einem Reiterhof in Ihrer Umgebung. Dort wird man Ihnen in der Regel gerne kostenlos Pferdemist aus den Boxen, der bereits mit Stroh vermischt ist, zur Verfügung stellen. Diese Mischung können Sie so auf dem Boden ausbringen. Sie schützt den Boden im Winter vor Erosion, Ausschwemmung und Nährstoffverlust und verwittert bis zum Frühjahr.
ACHTUNG: Frischer Pferdemist ist „scharf“ und ist nur für Böden geeignet, auf denen nichts angebaut ist. Also nicht um Bäume und Pflanzen ausbringen!

Schritt IV

Im Frühjahr wird der Boden mit der Grabegabel oder dem Sauzahn gelockert. Jetzt haben Sie einen fruchtbaren, lockeren, lebenden Gartenboden und Sie können mit der Gestaltung Ihres Biogartens beginnen.

Nützlinge im Biogarten

Nützling Eigenschaften Förderung
Florfliege bekämpft Blattläuse Wildblumen
Vogel vernichtet viele Schädlinge Vogelschutzhecken, Nistmöglichkeiten
Marienkäfer bekämpft Blattläuse Wildhecken, -blumen
Igel vernichtet viele Schädlinge Reisighaufen, Trockenmauern
Ohrwurm bekämpft Blattläuse mit Stroh gefüllte Tontöpfe
Schlupfwespe bekämpft die Weiße Fliege Wildhecken, -blumen
Schwebfliege bekämpft Blattläuse Wildhecken, -blumen

Jauchen zur Pflanzenstärkung

Jauche Zubereitung Förderung
Brennesseljauche 1 kg / 10 L Wasser alle 2 Wochen gießen
Beinwelljauche 1 kg / 10 L Wasser alle 2 Wochen gießen
Rainfarnjauche 500 g / 10 L Wasser bei Obst im Herbst
Zwiebeljauche 500 g / 10 L Wasser Möhren alle 2 Wochen gießen
Wermutjauche 400 g / 10 L Wasser im Frühjahr als Schutz vor Blattläusen
Schachtelhalmjauche 1 kg / 10 L Wasser im Frühjahr bei Rosen und Obst
Rhabarberblätterjauche 1 kg / 10 L Wasser im Frühjahr als Schutz vor Blattläusen

Blumen für den Biogarten

Name Blüte Farbe Höhe Standort
Ziertabak (Nicotiana x sanderae) VI-X rosa, rot, weiß, gelb 30-80 vollsonnig
Muschelbume (Molucella laevis) VII-VIII grün-weiß 100 vollsonnig
Marienglockenblumen (Campanula medium) VI-VII weiß, blau, rosa 80 sonnig / halbschattig
Judastaler (Lunaria annua) V-VI violett, rosa, weiß 100 sonnig / halbschattig
Nachtkerze (Oenothera biennis) VI-IX gelb 100 sonnig / halbschattig
Klatschmohn (Papaver rhoeas) V-VII rot, rosa 80 vollsonnig
Studentenblume (Tagetes-Arten) V-X weiß, gelb, orange 25-120 vollsonnig
Sonnenblume (Helianthus annuus) VII-X gelb, rot, braun 60-300 vollsonnig

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