Um gut durch den Winter zu kommen, brauchen Igel einen sicheren Unterschlupf. Leider werden geschützte Nischen und Verstecke immer seltener, so dass die stacheligen Gartenbesucher im Spätherbst oft Probleme bekommen. Als Gartenbesitzer können Sie ihnen mit Igelhotels helfen, die kalte Jahreszeit gut zu überstehen.
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Warum ist ein Igelhotel so wichtig?
Immer mehr Gärten sind so akkurat aufgeräumt, dass Igel keinen passenden Ort für ihren Winterschlaf finden. Ohne Laubhaufen, dichte Hecken oder Baumhöhlen haben sie im Winter aber keine Chance. Auch in naturnahen Gärten muss manchmal etwas nachgeholfen werden, wenn geeignete Verstecke fehlen.
Ein Igelhaus bietet den nötigen Schutz für einen ungestörte Winterschlaf. Dabei benötigt es nicht sehr viel Platz, so dass auch Besitzer kleiner Gärten den Igeln helfen können.
Der richtige Standort für das Igelhotel
Igel bevorzugen geschützte Ecken für ihren Winterschlaf. Ideal ist also ein ruhiger Bereich des Gartens: Neben dem Komposthaufen, hinter dem Geräteschuppen oder unter einer Hecke kann der stachelige Bewohner in Ruhe schlafen. Die Öffnung des Igelunterschlupfs muss dabei zur wetterabgewandten Seite des Gartens zeigen, damit der Igel vor der Witterung geschützt ist. Stellen Sie das Igelhotel auf eine mit Sand gefüllte Mulde. Der Sand nimmt Feuchtigkeit auf, wenn der Igel sich im Winter erleichtert, und hält das Heim den ganzen Winter über schön trocken.
Nachdem Sie das Igelhotel aufgestellt haben, isolieren Sie es zusätzlich. Schichten Sie dafür Laub und Äste darauf auf. Igel verbringen auch selbst einige Zeit damit, sich ihr Winterquartier mit gesammeltem Nistmaterial einzurichten. Um einen Igel in das neue Häuschen zu locken, lassen Sie neben Ihrem Igelhäuschen also am besten das Laub liegen.
Wie sollte ein Igelhotel aussehen – und wie nicht?
Es gibt zwei verschiedene Typen von Igelhäusern: Die Igelkuppeln und -körbe sowie die in zwei Kammern unterteilten Igelhotels. Sie sehen unterschiedlich aus, eignen sich aber alle gut als Igelunterschlupf.
Allerdings haben die Häuschen mit zwei Kammern gegenüber den Kuppeln und Körben einen Vorteil: Diese Bauweise schützt den schlafenden Igel besser vor Räubern. Da der Eingang der inneren Schlafkammer versetzt zum Eingang in das Häuschen angebracht ist, können Katzen maximal in den „Vorraum“ des Igelhauses tasten, kommen aber nicht an den Igel heran.
Dass jeder Igelunterschlupf stabil und witterungsbeständig sein muss, versteht sich von selbst. Einen Boden brauchen diese Verstecke nicht. Für viele Igel wäre ein Boden sogar ein Grund, ein Häuschen gar nicht erst anzunehmen. Ein Eingangsloch mit 8 – 10 cm Durchmesser stellt sicher, dass Igel hindurchpassen, Katzen aber nicht.
Step by Step: So bauen und befüllen Sie einen Unterschlupf
Wenn Sie kein fertiges Igelhäuschen kaufen wollen, können Sie es leicht selbst bauen. Eine Anleitung stellt unter anderem der Nabu bereit. Viel Material benötigen Sie nicht: Neben Holz und etwas Dachpappe brauchen Sie eine Stichsäge, Maßband, Hammer und Nägel. Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie handwerklich eingerostet sind. Dem Igel ist es egal, ob sein Häuschen etwas schief ist. Da das Igelhotel später in einer versteckten Gartenecke steht und mit Laub bedeckt wird, fallen Schönheitsfehler ohnehin nicht mehr auf.
Ein Igelunterschlupf sollte wenigstens 30 x 30 cm groß sein. So bietet er genug Platz, damit der Igel nicht direkt am Eingang liegen muss. In der Praxis hat sich eine Höhe von etwa 30 cm für Igelunterkünfte bewährt. Füllen Sie das fertige Igelhotel mit etwas Heu oder, noch besser, Laub. So hat Ihr Igel weniger Arbeit beim Einrichten seines Nestes.
Neben Holzhäuschen gibt es noch weitere Möglichkeiten, einen Igelunterschlupf selbst zu bauen:
- Igelkuppel aus einem Tontopf bauen: Aus einem großen Tontopf lässt sich leicht eine Igelkuppel bauen: Zeichnen Sie am Rand das zukünftige Eingangsloch auf und bohren Sie entlang der Linie Löcher in den Ton. Auf diese Weise verhindern Sie, dass der Topf zerspringt, wenn Sie den Eingang freibrechen. Löcher im Topfboden müssen natürlich abgedichtet werden, damit es nicht in den Igelunterschlupf regnet.
- Igelhaus aus einer Obstkiste bauen: Obstkisten sind eine gute Basis für ein Igelheim. Sägen Sie dafür einfach das Eingangsloch in den Rand der Kiste und platzieren sie im Garten. Da diese Kisten häufig breite Lücken zwischen den einzelnen Leisten haben, decken Sie sie grob mit einer Plastikplane oder Dachpappe ab. So bietet die Kiste einen ausreichenden Schutz vor Regen und Wind. Beschweren Sie die Abdeckung mit einigen schweren Steinen, damit sie auch einem Herbststurm standhält.
- Igelhotel aus Steinen bauen: Aus etwa 20 Backsteinen und einer Holzplatte mit Dachpappe lässt sich ebenfalls ein Igelhotel gestalten. Mörtel benötigen Sie dafür nicht. Stapeln Sie die Steine einfach zu Mauern auf und legen am Ende das Dach auf. Beschweren Sie es mit einem weiteren Stein. Alternativ nutzen Sie eine Gehwegplatte als Dach.
Der Vorteil dieser Häuschen ist, dass sie in wenigen Minuten aufgebaut sind. Allerdings lassen sie sich nicht schnell versetzen, sondern müssen für jeden Standortwechsel abgebaut und neu aufgerichtet werden.
Wann sollte das Hotel einzugsbereit sein?
Abhängig von der Witterung ziehen sich Igel etwa Mitte November in ihr Versteck zurück. Sie verbringen aber schon vorher einige Zeit mit der Suche nach dem geeigneten Quartier. Um den Tieren die Chance zu geben, sich an den neuen Unterschlupf zu gewöhnen, sollten Sie ihn spätestens im Oktober aufstellen.
Aber auch im Frühjahr und Sommer wird das Igelhaus gerne genutzt. Hier finden Igel tagsüber einen Rückzugsort um zu schlafen, und Igelmütter können in ihnen ihre Jungen zur Welt bringen. Lassen Sie das Häuschen also ruhig das ganze Jahr über im Garten stehen. Überprüfen Sie nur im Frühjahr und Herbst, ob neues Nestmaterial benötigt wird.
Sollten Sie Igel füttern?
Auch, wenn es spannend ist, Igel an einer Futterstelle zu beobachten: Eine regelmäßige Fütterung ist nicht nötig. Gesunde Igel sind problemlos in der Lage, sich alleine zu versorgen. Besser als ein gefüllter Futternapf ist ein naturnaher Garten, in dem der Igel selbst nach Nahrung suchen kann. Eine Ausnahme ist das Frühjahr, wenn Igel ausgehungert vom Winterschlaf sind, und der Herbst, wenn die Tiere sich Winterspeck anfuttern müssen.
Wichtig ist natürlich das richtige Futter. Da Igel keine Laktose vertragen, verursachen Milch, Sahne und Käse schwere Durchfälle, die für die Tiere tödlich enden können. Auch gesalzene Lebensmittel, Brot, Obst und Gemüse gehören nicht in den Futternapf. Handelsübliches Igelfutter enthält fast immer zu viele pflanzliche Bestandteile und eignet sich nicht als Alleinfutter. Deutlich günstiger und besser geeignet sind diese Optionen:
- hochwertiges Katzenfutter ohne Zucker, Getreide und Gemüse,
- ungesalzenes Rührei oder gekochtes Ei,
- ungewürztes, angebratenes Hackfleisch,
- gekochtes Geflügelfleisch ohne Haut.
Um die Igel mit Ballaststoffen zu versorgen, können Sie etwas Weizenkleie oder Igeltrockenfutter untermischen.
Was tun, wenn Igel unterernährt aussehen?
Gesunde Igel haben eine rundliche Form. Sind die Flanken eingefallen, ist der Igel stark unterernährt. Abgemagerte und kranke Tiere sollten so schnell wie möglich zu einer Igelstation oder einem Tierheim gebracht werden, wo erfahrene Pfleger sie behandeln und wieder aufpäppeln.
Generell gilt: Igel sollten wie jedes andere Wildtier nur in Notfällen aus ihrer natürlichen Umgebung entnommen werden. Fangen Sie Igel nur ein, wenn einer dieser Punkte zutrifft, und bringen ihn zu einer Auffangstation:
- Der Igel ist verletzt, schwankt beim Laufen oder ist apathisch (rollt sich nicht ein).
- Krankheitssymptome (Röcheln, Husten, Durchfall).
- Deutlich eingefallene Flanken (Birnenform).
- Im Herbst zu geringes Gewicht, um sicher zu überwintern.
- Starker Befall mit Parasiten (Zecken, Flöhe, Fliegeneier) bei kleinen Igeln.
Tagaktive Igel, die weder verletzt noch abgemagert sind, sollten Sie nicht einfangen. Sie sind in der Regel nur auf Futtersuche. Helfen Sie diesen Tieren lieber mit einer gezielten Zufütterung in der Abenddämmerung. Kleine Igel im August und September haben noch genug Zeit, sich bis zum Winter den nötigen Speck anzufressen. Erst, wenn sie im Oktober viel zu leicht sind, sollte man sie zu einer Auffangstation bringen.
Überprüfen Sie im Herbst das Gewicht kleiner Igel mit einer Küchenwaage: Anfang Oktober sollten die Tiere etwa 200 g wiegen, Ende Oktober rund 450g. Haben sie im November ein Gewicht von 500 g bis 600 g erreicht, sind sie kräftig genug für den Winter.
Tipps für einen igelfreundlichen Garten
Die größte Hilfe für die stacheligen Tiere ist ein igelfreundlicher Garten. Dafür müssen Sie Ihre grüne Oase aber nicht komplett verwildern lassen. Schon Kleinigkeiten können eine große Wirkung haben, ohne dass Ihr Garten ungepflegt aussieht.
Naturnahe Bereiche
Gönnen Sie sich und den Igeln ein paar „unordentliche“ Ecken im Garten. Statt das Herbstlaub im Oktober oder November auf den Kompost zu werfen, richten Sie in einem geschützten Bereich einen Laubhaufen ein. Lassen Sie abgestorbenes Pflanzenmaterial bis zum Frühjahr in den Beeten liegen – hier finden die Igel im Herbst noch viele Insekten, die sie dringend brauchen. Gleichzeitig schützt dies im Winter die Wurzeln mehrjähriger Pflanzen vor Bodenfrost.
Wasserstellen
Nicht nur Igel sind im Sommer dankbar, wenn sie frisches Trinkwasser finden. Auch Insekten, Vögel und andere Wildtiere nehmen eine flache Wasserschale gerne an.
Keine Mähroboter
Was Igel vor Räubern schützt, ist bei Mährobotern lebensgefährlich: Die Sensoren erkennen zusammengerollte Igel nicht als Hindernis und überfahren sie. Die Folge sind schwerste Verletzungen, an denen die Tiere oft qualvoll verenden. Lassen Sie einen Mähroboter deshalb nie unbeaufsichtigt und schon gar nicht in der Nacht laufen.
Rettung vor dem Ertrinken
Swimmingpools und Gartenteiche sind eine tödliche Gefahr für Igel und andere Tiere. Wenn Sie sie nicht abdecken können, setzen Sie eine Ausstiegshilfe ein. So können ins Wasser gefallene Tiere sich vor dem Ertrinken retten.
Kein Gift im Garten
Igel fressen Insekten, Würmer und Schnecken. Insektizide vernichten nicht nur ihre Futterquelle, sondern schaden auch den Igeln, wenn sie betroffene Insekten fressen. Wenn Sie gegen Schädlinge vorgehen wollen, gestalten Sie lieber Ihren Garten igelfreundlich und lassen den gestachelten Gartenhelfer für Sie die Schädlinge vernichten.
Ein Hotel im Igelparadies
Es ist nicht schwer, einen Garten in einen Ort zu verwandeln, an dem sich Mensch und Tier wohlfühlen. Mit einem Igelhotel leisten Sie einen wertvollen Beitrag zum Schutz der stacheligen Gartenbewohner. Einige verwilderte Ecken und sichere Verstecke sorgen dafür, dass sich Igel bei Ihnen wohlfühlen. Und mit etwas Glück bleibt steht das Igelhaus auch im Sommer nicht leer, sondern wird zum Zuhause einer Igelfamilie.