Ein Wintergarten bezaubert wegen seiner besonderen Atmosphäre die Menschen, die sich in ihm aufhalten und ihn nutzen. Dies ist einer der Gründe, warum sich viele Hausbesitzer irgendwann im Laufe der Zeit diesen gläsernen Anbau anschaffen. Doch dürfen die finanziellen, baurechtlichen und praktischen bzw. organisatorischen Ausmaße des Projekts „Wintergartenbau“ nicht unterschätzt werden. Was im Teilbereich Lieferung, Aufbau und Montage auf Sie zukommt, können Sie im weiteren Verlauf lesen.
Inhalt
Wintergarten – Lieferbedingungen
Wenn die teilweise langwierige Planungs- und Genehmigungsphase überstanden ist, erwarten viele künftige Besitzer voller Vorfreude ihren eigenen Wintergarten, der oft mühsam und kleinschrittig geplant wurde. Für die meisten ist es ein besonderer Höhepunkt, wenn die Skizzen auf dem Papier plötzlich Realität werden. Rund um die Lieferung beschäftigen die Bauherren natürlich einige Fragen:
- Wie lange dauert es, bis der Wintergarten geliefert wird?
- Ist die Lieferung als Leistung inklusive oder muss sie separat bezahlt werden?
- Was passiert, wenn ich bei Anlieferung nicht zu Hause bin?
- Dürfen vereinbarte Termine und Lieferfristen überschritten werden?
Welche Lieferfrist gibt es?
Durchschnittlich liegt die Wartezeit bei etwa sechs bis acht Wochen. Dass es weniger als sechs Wochen dauert, ist wohl eine Seltenheit. Im Normalfall müssen Sie eher mit Verzögerungen von zwei bis vier Wochen rechnen – es kann also durchaus sein, dass Sie bis zu drei Monate warten müssen. Natürlich gibt es von Lieferant zu Lieferant entsprechende Abweichungen. Außerdem hat einen Einfluss auf die Dauer der Produktion und Lieferung, wie aufwendig der Wintergarten geplant wurde (z.B. Sonderformen, umfangreiche Zusatzausstattung etc.) und welches Material eingesetzt wird. Oft sind die Hersteller von Zuliefererfirmen für Einzelteile und Zubehör abhängig – wenn diese nicht pünktlich liefern, kann es schnell zum Verzug kommen. Meist legen sich die Hersteller daher im Vorfeld nicht auf einen bestimmten Zeitraum fest, sondern machen eher vage Angaben, damit man sie nicht festnageln kann.
Die Liferung als Inklusivleistung
Es hängt individuell vom Hersteller ab, ob die Lieferung frei Haus erfolgt, also inklusive ist. Doch selbstverständlich gibt es auch Fälle, wo ein sogenannter Regiekostenaufschlag für Transport und Zustellung auf den Preis oben drauf geschlagen werden. Dies muss der Hersteller aber in seinen Vertragskonditionen vermerken und Sie möglichst auch darauf aufmerksam machen. Lesen Sie also bitte den Absatz „Lieferbedingungen“ in Ihrem Vertrag mit dem Fachhändler genau nach.
Was passiert, wenn niemand zu Hause ist?
Die Situation, dass Sie bei Lieferung nicht zu Hause sind, sollte möglichst nicht eintreten. Denn anders als bei einem kleinen Päckchen kann hier der Nachbar nicht einspringen und die Lieferung abnehmen. Um diesen Fall zu vermeiden, wird der Hersteller mit Ihnen mehrere Tage im Voraus einen Termin abstimmen, bei dem Sie auch vor Ort sein können. Oft werden Sie auch am Liefertag selbst noch einmal angerufen, wann genau der Bausatz bei Ihnen ankommt.
Sind Sie aus irgendeinem Grund nicht zu Hause anzutreffen, kann dies unter Umständen kostspielig werden. Der Fachhändler kann dann eine Nachfrist für eine erneute Lieferung setzen, allerdings unterbleibt dies manchmal und das Material wird aufgrund des Annahmeverzugs durch den Kunden auf dessen Kosten beim Hersteller eingelagert. In der Regel wird dann eine Lagergebühr pro Kalendertag erhoben, die durchschnittlich bei etwa 0,1 % des Gesamtrechnungsbetrages liegt.
Die erzwungene Einlagerung kann mitunter also eine teure Angelegenheit werden und sollte tunlichst von vornherein vermieden werden.
Sind Termine fix?
Immer wieder kommt es vor, dass Sie vom Lieferanten kurzfristig erfahren, dass es zu einer Verzögerung kommt. Das ist zwar ärgerlich, allerdings behalten sich die meisten Hersteller aus betriebstechnischen Gründen die Möglichkeit vor, den vereinbarten Termin bzw. die Lieferfrist um zwei Wochen (manchmal sogar noch mehr) zu überschreiten. Allerdings muss der Fachhändler in diesem Fall seinen Kunden darauf schriftlich, d.h. in den Vertragskonditionen, hinweisen.
Pauschal können alle oben genannten Fragen jedoch ausdrücklich nicht beantwortet werden, da die Bedingungen von Hersteller zu Hersteller einfach zu unterschiedlich sind. Bitte lesen Sie im Zweifelsfall dazu die jeweiligen Konditionen im Verkaufsvertrag nach, um sichergehen zu können.
Wie erfolgt der Aufbau des Wintergartens?
- Montage des Hausanschlussträgers und ggfs. Baggerarbeiten: Es ist üblich, einen Wintergarten von oben nach unten zu bauen. Begonnen wird mit dem Hausanschlussträger, welcher an die Hauswand montiert wird. Dabei handelt es sich um das größte und schwerste Teil im Bausatz, schließlich ruhen beträchtliche Lasten (v.a. das Glasdach) darauf. Manchmal ist es vorher noch notwendig, Erdarbeiten mit dem Bagger durchzuführen, beispielsweise, wenn ein Abluftkanal für eine automatische Belüftungsanlage verlegt werden muss.
- Montage der Sparren und Traufenträger: Nun werden die Sparren für das Dach errichtet. Zunächst werden die Sparren abgestützt, dann im richtigen Neigungswinkel ausgerichtet und schließlich fixiert. Der Traufenträger bildet den Abschluss der Dachkonstruktion und wird mit jeder Sparre einzeln verankert. Je nachdem, für welches Material sich die Bauherren entschieden haben, bestehen die Sparren wahlweise aus Holz, Aluminium, Kunststoff, Stahl oder aus einer Holz-Alu-Kombination.
- Montieren der Seitenelemente: Die Seitenelemente der Trägerkonstruktion werden an die Traufenträger angebracht, indem beides miteinander verschraubt wird. Sie bilden den wesentlichen Teil der Rahmenkonstruktion und sind die Kontaktelemente mit der Verglasung. Wichtig ist eine präzise Arbeitsweise, bei der es auf jeden Millimeter ankommt.
- Mauerarbeiten für das Fundament: Das Fundament des Wintergartens basiert in der Regel auf Fundamentpfeilern aus Hartholz. Wird der Wintergarten auf eine bestehende Terrasse gesetzt, wird diese Aufgabe von einer Hartholzschwelle übernommen.
- Das Grundgerüst ist fertig: Die Rahmenkonstruktion des Wintergartens ist nun vollständig. Ähnlich wie beim Hausbau darf nun das Richtfest gefeiert werden, etwa, indem Sie mit einem Gläschen Sekt darauf anstoßen.
- Bodenarbeiten für das Belüftungssystem: Wenn ein automatisches Belüftungssystem eingebaut werden soll (etwa für einen Wohnwintergarten), müssen entsprechende Vorbereitungen getroffen werden. Häufig werden sogenannte Lüfterschnecken eingebaut, die vollkommen im Boden verschwinden.
- Optional: Hypoaustauschspeicher legen: Diese Maßnahme kann erfolgen, ist aber nicht zwingend nötig. Als Hypoaustauschspeicher werden feuchtigkeitsspendende Steine verlegt, die dabei helfen, die Luftfeuchtigkeit und damit das Raumklima zu regeln.
- Bodenbelag: Nachdem alle Arbeiten am Fundament erledigt wurden, gilt es, den Boden mit einem Belag, je nach Wunsch zum Beispiel mit Fliesen oder auch Parkett, auszustatten.
- Installation der Heizungsanlage und der Elektrotechnik: Äußerlich ist der Wintergarten nun fertig, daher geht es jetzt an die inneren Werte: Ein Heizungssystem und die Elektrotechnik müssen installiert werden, damit ein vollwertiger Wohnraum entstehen kann.
Die letzten drei Schritte werden meistens nicht durch den Hersteller des Wintergartens erbracht. Wahlweise werden Partnerfirmen vermittelt oder aber der Bauherr kümmert sich selbst um die Organisation der anstehenden handwerklichen Arbeiten und engagiert Fliesenleger, Heizungsinstallateur und einen Elektrotechniker.
Ein paar Anmerkungen zum Fundament des Wintergartens
Wie bei jedem Gebäude erfüllt das Fundament mehrere wichtige Aufgaben: Es muss Lasten aufnehmen, das Aufsteigen von Feuchtigkeit aus dem Erdboden verhindern und Regenwasser vom Gebäudeuntergrund fernhalten. Nicht zu vergessen sind die notwendigen wärmedämmenden Eigenschaften, d.h. Kälte soll nicht in den Innenraum aufsteigen und umgekehrt soll die Wärme nicht entweichen. Die Ansprüche an das Fundament sind dabei besonders hoch, wenn es sich um einen Wohnraum handelt. Sein Aufbau entscheidet darüber, ob ein Wohnwintergarten entstehen kann oder nicht.
Immer wieder ist zu beobachten, dass der Wintergarten auf eine schon vorher vorhandene Terrasse gestellt wird. Jedoch erfüllt dieser Untergrund nur in den seltensten Fällen die oben genannten Anforderungen an Wärmedämmung, Feuchtigkeitssperre und notwendiger Tragfähigkeit. Außerdem ist die Integration von Versorgungsleitungen, etwa für Heizung oder Strom, ziemlich schwierig bis unmöglich. In manchen Fällen mag es gelingen, den Wintergarten auf den Terrassenboden zu stellen, doch gerade bei einer soliden Planung und der Realisierung eines Wohnwintergartens ist der Bau eines neuen Fundaments unumgänglich.
Do-it-Yourself oder doch lieber Fachmann?
Viele Bauherren überlegen, nachdem die Entscheidung für einen Wintergarten gefallen ist, wie die Montage konkret aussehen soll. Soll der Wintergarten im Do-It-Yourself-Verfahren aufgestellt werden? Dieses Wagnis sollten Sie nur eingehen, wenn Sie hinreichend handwerkliche Erfahrung, genügend Zeit und eine angemessene Anzahl von fachkundigen Helfern mitbringen. Der größte Vorteil hier wäre wohl die Kostenersparnis: Zwischen 2.000 und 5.000 Euro verschlingt der Aufbau durch ein Montageunternehmen bzw. den Hersteller. Manchmal kann mit geschicktem Verhandeln mit dem Fachhändler der Preis dafür noch etwas gedrückt werden.
Eine weitere Variante, Kosten zu sparen, wäre das Erbringen von Eigenleistungen bzw. aktive Mithilfe bei der Montage. Oft lässt sich dadurch der Preis um mehrere Hundert Euro senken, allerdings bietet nicht jeder Hersteller die aktive Mithilfe als Option an.
Der Einsatz eines Richtmeisters, sprich eines fachkundigen Beraters während der Montage, stellt eine andere Möglichkeit dar. Zwar verlangt auch der Richtmeister ein entsprechendes Honorar, doch die Höhe wird deutlich unter den Kosten für eine fachmännische Montage durch einen Betrieb liegen. Außerdem kommt man mit dem Richtmeister alleine nicht weit, es werden weitere, helfende Hände benötigt, die Sie aus dem Freundes- und Bekanntenkreis rekrutieren müssen.
Vor- und Nachteile der Montagekonzepte
Neben dem finanziellen Aspekt muss vor allem der praktische und organisatorische Aufwand betrachtet werden. Der Aufbau eines Wintergartens in Eigenregie von A bis Z kann sich länger hinziehen. Sie brauchen auch mehrere versierte Helfer, die tatkräftig mitanpacken. Springt dagegen ein Fachbetrieb ein, vergehen nur etwa zwei bis vier Tage, bis der Aufbau fertiggestellt ist.
Ein Problem ist auch der Gewährleistungsfall bzw. etwaige Garantieansprüche: Unterlaufen bei der Selbstmontage Fehler, verliert man seine Ansprüche auf Garantie. Schwierig wird es auch, wenn beim Aufbau Einzelteile beschädigt werden – da es sich um maßgefertigte Teile handelt, wird der Ersatz teuer, denn im Baumarkt sind diese nicht zu bekommen, vielmehr ist der Hersteller hier zuständig.
Die folgende Tabelle hilft Ihnen, noch einmal einen Überblick über das Pro und Contra der verschiedenen Montagekonzepte zu erhalten.
Montagekonzept | Vorteile | Nachteile |
Selbstmontage |
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Eigenleistungen/aktive Mithilfe beim |
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Engagement eines Richtmeisters |
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Montage durch den Fachbetrieb |
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